Hier ein vorerst letztes Kopfbild: Kardinal
Es ist ein Bild, das auch nicht geplant war, sondern am Tisch entstand beim Zeichnen. Damals zeichneete ich immer und überall, und hatte ein kleines Atelier in meinem Zimmer aufgebaut. Das wichtigste Utensil damals war eine Rolle sehr weißes Papier, etwa 50 cm breit und mindestens 50 m lang. Von dieser Rolle schnitt oder riss ich mir immer wieder Blätter ab, um sie zu bemalen. Es gab damals auch fast täglich Besuch, und während wir uns unterhielten, zeichnete ich meine Gäste oder auch andere Dinge. Es gab sehr viele Experimente zu der Zeit, sowohl was die Themen als auch was die Techniken anging.
Nicht alles funktionierte, aber ich gewann viel Erfahrung und eben auch viel Übung. Später wurde mir dann auch klar, daß diese Zeit auch die Zeit der Stilbildung war.
Die Bilder, die ich bis jetzt gezeigt habe, waren für mich früher alles Bilder verschiedener Art. Ich sehe erst jetzt, daß es alles Aspekte einer Art von Ausdruck sind: meiner Art.
Der Kardinal war zwar eine zufällig entstandene Zeichnung mit Bleistift und Farbstiften, aber an einem Punkt sah ich wo es hinführt und arbeitete dann an den Accessoires, die in die Zeit passen und den Kardinal definieren, wie den Kragen oder seine rote Kappe (ich hab den richtigen Namen vergessen) oder auch seinen Bart.
Ich wollte diesen kirchlichen Würdenträger als das darstellen, was er ist (oder war): als Machtmensch. Deshalb sein arroganter Blick von oben herab, der ausdruckslose Mund und die Attribute seines Rangs.Gleichzeitig sind alle Bilder von Kardinälen die ich kenne, zu einer Zeit gemalt worden, als Maler noch gehalten waren realistische Darstellungen abzuliefern. Das ist hier nicht der Fall, und ich bilde mir ein, eine kleine Verunsicherung im Gesichtsausdruck des Kardinals zu sehen, in der erkennt, daß sein sicher geglaubtes Weltbild wankt und er sprichwörtlich aus dem gewohnten Rahmen fällt…
Der Hintergrund ist eine untypische Art mächtige Personen darzustellen. Üblicherweise hätte man sie in ihrem Machtzentrum (Thron oder ähnliches) abgebildet.
Die Arbeit ist 40×40 cm groß und steckt in einem Rahmen von 53,5×53,5 cm.
Klasse!! Der Machtmensch ist dir gelungen:-)
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Danke schön 🙂
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