Am Feiertag darf man ruhig ins benachbarte Frankreich streunen, wenn einem hier zu langweilig ist.
(Man verstehe mich nicht falsch: Als Kind im Odenwald, wo die Leute erzkatholisch waren, war Fronleichnam ein Fest der Strasse. Auf der Strecke von über einem Kilometer waren Bilder religiöser Art aus Tausenden und Abertausenden Blumenblüten dicht an dicht aneinandergereiht am Morgen fertiggestellt worden, um am Tag durch eine Prozession geehrt und bewundert und dann wieder entfernt zu werden. Ich war als Kind ob der Pracht sehr beeindruckt, weil die Bilder auch nicht klein waren, schätzungsweise 2,50x 1,60m).
Aber überraschenderweise ist an Fronleichnam im katholischen Frankreich kein Feiertag, vielmehr gibt es eine im Vergleich zu Deutschland gähnende Feiertagsleere zwischen dem Tag des Sieges am 8. Mai und dem Tag des Sturms auf die Bastille am 14. Juli.
Wir haben den Tag jedenfalls genutzt, um im benachbarten Lauterbourg, gerade über der Grenze, einzukaufen.
Wir waren etwa um 14:30 dort und mussten feststellen, daß wir die fast letzten Deutschen (naja!) waren, die es geschafft hatten, dort hinzukommen. Im Ernst- die Franzosen mussten alle noch arbeiten… Ich hab für 10 deutsche Autos immer nur ein französisches gezählt.
Dementsprechend war es drinnen auch sehr beengt (wir sprechen hier von einem ausgewachsenen Carrefour-Markt!),
Aber wir liessen uns nicht von den Menschenmassen beeindrucken und suchten einfach nur unsere speziellen „Trüffel“, die wir in der Fisch-, Gemüse-, Fleisch- und Weinabteilung fanden.
Eine sehr freundliche Frau am Fischmarkt verteilte kleine Pamphlete, ohne etwas verkaufen zu wollen. Sie fragte mich, ob ich französisch lesen könne, was ich verneinte und dann doch zurückhaltend bejahte. Ich hatte nie französisch, aber ein Rezept oder eine Speisekarte macht mir keine Schwierigkeiten.
Sie wechselte dann ins Elsässerdeutsch und sagte mir, daß die Rezepte und Saucen auch für Männer keine Probleme bereiten würden, worauf ich mich artig bedankte und ihr einen schönen Tag wünschte.
Das folgende Rezept kommt nicht aus diesem Pamphlet. Vielmehr ist es eine Verballhornung des „Angels on horseback“ (Engel zu Pferd), ein Rezept aus Amerika mit obskuren Wurzeln (es gibt New York Times Wurzeln aus dem 19. Jhdt, Wurzeln aus LA, und auch welche aus New Orleans).Im Original sind es in Speck umwickelte Austern, die im Ofen 3 Minuten pro Seite gegrillt werden. Als Topping bekommen sie eine Mischung aus Austernsaft und Weißwein, außerdem Knoblauch und Petersilie.
Meine Version benutzt Serranoschinken, den ich darüberdrapiere, darauf kommt ein Löffel Austernsaft und Weißwein, dann ein Tl kleingehackte Tomaten-, Kapern-, Jalapeño- und Knoblauch-Stückchen. Der Ofen ist auf 250 C Oberhitze eingestellt. Die geöffneten Austern werden auf Alufolie gedrückt, damit sie stabil liegen.
Ich hab sie nur 3 Minuten drinnen gelassen (Angels on horseback soll sich darauf beziehen, daß die Ränder der Austern sich unter der Hitze kräuseln und Engelsflügeln gleichen). Dadurch daß sie vom Schinken vor der Hitze geschützt waren, waren sie noch fast roh (SUPER!). Wer diese Art nicht mag. muß sie länger drinnen lassen. Aber dann kann man gleich Miesmuscheln machen, die sind billiger.
Geschmacklich sind sie wie rohe Austern etwas salzig und meerig, der Schinken ist nach drei Minuten allerdings an den Rändern schon kross und vermittelt ein schönes Mundgefühl und viel Umami. Der pikante Gemüsemix tut sein Übriges.
Auf jeden Fall fand ich diese Mischung zwischen mediterran und mexikanisch sehr apart und hätte gute Lust, einen neuen Namen zu erfinden, aber wahrscheinlich gibt es dieses Rezept auch schon…




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