Heute war ein Paar zu Gast, die ich sehr gut kenne, und mit denen ich eine ganze Zeit zusammengelebt habe. Es war mir eine besondere Freude, für sie etwas auszusuchen, das ihnen gefallen würde. Mit R. hatte ich schon gesprochen, und wir einigten uns für die Hauptspeise auf ein Coq au… Das sollte mir überlassen werden, welche Variante ich dann machen wollte.
Dessrt sollte es keines geben, stattdessen Käse, was auch sehr gut geklappt hat.
Für P., die keine Blutwurst mag, machte ich die Thunfischvariation von gestern, also ein Thunfischtatar auf Srirachamayo und in Butter angebratenem Lauch mit Salz und Pfeffer aus der Mühle.
Sie war sehr angetan davon, auch vom Lauch und von der Mayonnaise 🙂

Für R. und mich selbst machte ich einen Boskoopapfel mit Blutwurst und Walnuss-Salzkaramell.
Dafür wurde der Apfel in die Hälfte geschnitten und mit einem Parisienne entkernt. Dann kam er 5 Minuten in einen Topf mit Deckel, in dem sich Wasser, Mirin (Japanischer Essig) und Zitronensaft befand. Insgesamt etwa 1 Finger hoch. Die Garphase ist deswegen so kurz, weil der Apfel sonst zerfällt. Ich hatte gottseidank zwei gekauft, weil mir genau das passiert ist. Ich hatte nicht genau aufgepasst und wurde mit Apfelmus konfrontiert. Beim zweiten hab ich dann die Eieruhr auf vier Minuten gestellt, dass hat dann genau gepasst 🙂
Danach kamen die Apfelhälften in eine feuerfeste Schale. Ich legte pro Apfel zwei Scheiben Blutwurst, die ich vorher mehliert hatte. Unter die Blutwurst gab ich ein paar Blättchen frischen Majoran, dann kamen sie für knapp 10 Minuten in den Ofen bei 175 C.
Nachdem ich sie aus dem Ofen entfernt hatte gab ich ihnen noch einen Zweig Majoran oben dazu und streute etwas Walnuss-Salzkaramell drüber.
Das Salzkaramell entsteht, wenn man 2 Löffel Zucker und ein paar Butterflocken zusammen bei hoher Hitze schmelzen lässt, bis der Zucker sich auflöst. Dann wirft man die zerhackte Walnüsse dazu, wendet die ein paar Mal und gibt die Masse auf einen feuerfesten Untergrund. Später kann man die abgekühlte Masse in kleine Stücke hacken.

Auch diese Vorspeise fand ihre (beiden) Liebhaber. Das Ding sieht auf dem Foto ganz stabil aus, aber dem war nicht so. Es ist eine eher filigrane Angelegenheit, und man muß schon immer wieder schauen, daß einem der Apfel nicht „abhaut“ und zu Brei wird. Apfel und Blutwurst wird schon ewig miteinander kombiniert, dazu passt natürlich auch Majoran, das als Kraut in jede Wurst muss.
Es schmeckt frisch aber nochmal intensiver und lohnt sich, nicht nur zur Blutwurst.
Dazwischen hatten wir einen grünen Eichblattsalat, den ich mit meiner Senf-Essig-Öl-Vinaigrette angemacht habe. Davon existiert kein Foto.
Zum Hauptgang gab es ein Coq au vin, wobei ich aber nicht die Zeit hatte, die Geflügelteile einen Tag zu marinieren. Egal, es hat trotzdem sehr gut geschmeckt.
Zuerst kochte ich eine Hühnerbrühe aus einem halben Suppenhuhn. Das machte ich im Überdrucktopf nach der Methode von Heston Blumenthal, der zuerst eine Stunde Hähnchenflügel kocht, dann eine weitere Stunde das Gemüse dazugibt (ohne Flügel). Das Ergebnis ist ein gehaltvoller Fond, den man schön einfrieren kann, der kommerzielle Fonds um Längen schlägt.
Danach teilte ich das sehr schöne vom Markt erstandene Gourmet Huhn (freilaufend, 1,8 kg) in acht Teile. Zuerst briet ich die Speckstücke an, dann die geschälten Perlzwiebeln (300 g). Mein Russe hat tatsächlich Perlzwiebeln, die hab ich bisher noch nirgendwo sonst gesehen. Ich dachte, die ernten die und liefern sie sofort komplett bei Hengstenberg oder Kühne ab, für die Mixed Pickles. Dann gab ich die geviertelten Steinchampignons dazu. Diese Mischung ließ ich fünf Minuten garen, gab ich sie auf einen Teller und fing an das Fleisch zu bräunen. Ich schälte vier Kartoffeln, viertelte sie und gab sie in die Form.
Danach gab es Suppengrün dazu, auch frischen Thymian und dann endlich den Rotwein, etwa 400 ml. Jetzt gab ich auch ein paar Kellen der Brühe dazu und schob alles bei 175 C in den Ofen und liess es etwa eine Stunde drin.
Nachdem ich es aus dem Ofen entfernt hatte, goss ich die Brühe in einen anderen Topf, gab Speck, Zwiebeln und Champignons dazu und kochte alles kräftig ein. Dazu kam eine kleine Menge Kartoffelstärke zur Bindung.
Beim Auftragen auf den Teller offenbarte sich der rustikale Anspruch des Gerichts, aber der Geschmack überzeugte auf ganzer Linie!

Danach gab es eine Käseplatte, die ich natürlich vom örtlichen Affineur Herrn Ruf morgens auf dem Markt zusammengestellt hatte. Es macht richtig Spass am Stand zu stehen,
immer wieder zu probieren, ein bißchen zu fachsimpeln und sich auch allgemein auszutauschen.
Der Abend endete um 23:30 und ich rollte meine Gäste zum Auto 🙂 Im Ernst, es war reichlich, aber ich hab mich bemüht, die einzelnen Gänge nicht zu überladen.
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