Es hat hier aus den bekannten Gründen ein paar Jahre kein Thanksgiving mehr gegeben. Aber dieses Jahr hatte ich frei, weil das Geschäft inzwischen an diesem Tag ganz geschlossen hat. Und irgend etwas hat mich geritten, etwas in der Art eines klassischen Thanksgiving Dinners zu machen. Es wurde sehr lecker, nur nicht so reichhaltig wie sonst, denn es war ein Dinner for one.
Ich fand eine Puten-Oberkeule, die ich mitnahm, dazu machte ich Gemüseeinkäufe (grüne Bohnen, Rosenkohl), etwas Bacon, 2 dünne frische Bratwürte, Hühnerklein für die Brühe, Baguette, Milch und Butter. Den Rest (Gewürze und Kräuter, Mehl und Kartoffeln) hatte ich schon hier.
Das Stuffing, auch Dressing genannt
Ich bekam kein Knödelbrot, also kaufte ich ein Baguette. Und weil das frisch war, ich es aber getrocknet brauchte, testete ich mein neues Spielzeug, einen Airfryer aus. Nachdem ich das halbe Baguette erst in Scheiben und dann in kleine Würfel geschnitten hatte, gab ich die Würfel bei 140C in den Korb und gab als Zeit 20 Minuten an. Nach 8 Minuten wurde ich neugierig und schaute nach – die Würfel waren staubtrocken! Zu diesen Würfeln gesellten sich nach und nach eine große Schalotte, 2 Knoblauchzehen, 2 Stangen fein gewiegter Sellerie, fein gehackter Salbei, frischer Thymian, etwas Rosmarin und frische Petersilie. Dazu briet ich das Brät aus den Bratwürsten mit zerstossenem Fenchel an, um etwas Salsiccia Ähnliches zu bekommen (In Amerika wird gerne bei manchen Rezepten mit Fleisch eine „Country Sausage“ zurückgegriffen. Sie hat auch einen Fenchelanteil obwohl sie ein Industrieprodukt ist). In einer Metallschüssel rührte ich alle Zutaten zusammen und gab genug der Brühe dazu, um alle Zutaten zu binden, ohne sie zu suppig zu machen. Danach gab ich die Masse in eine feuerfeste Schüssel und wartete den Zeitpunkt ab, sie in den Ofen zu schieben, damit sie möglichst zeitgleich fertig würde.
Die Brühe
Heston Blumenthal hat vor Jahren einmal seine Hühnerbrühe beschrieben: Schnellkochtopf, die erste Stunde Hähnchenflügel (Mengen hab ich vergessen), die zweite Stunde Suppengrün, fertig. Ich brauchte nicht ganz soviel Brühe, also nahm ich eine Packung Hühnerklein, zwei Karotten, zwei Selleriestangen und einen ganzen Lauch, machte das Gemüse kleiner und kochte alles eine Stunde im Schnellkochtopf. Auch nicht schlecht! Ich reduzierte die Flüssigkeit um ein Drittel und gab von der Brühe in dieser Konzentration einige Kellen ins Stuffing.
Der Oberschenkel
Ich habe eine alte ovale Form für den Ofen von LeCreuset, die ist nur mittelgroß, da hat das Fleisch schön hineingepasst. Ich habe es gesalzen und gepfeffert und mit der Hautseite nach oben in den Ofen geschoben. Im Internet stand 2 Stunden bei 180C für eine Kerntemperatur von 80C. Gottseidank hab ich nach einer Stunde nachgeschaut – da hatte meine Pute nämlich schon 82C (bei einer Ofentemperatur von 170C. Mein Problem war jetzt, daß ich ein paar Sachen noch nicht angefangen hatte (Kartoffeln und Gravy) Also drehte ich das Fleisch erst einmal um und reduzierte die Hitze auf 160C. Dann schob ich das Stuffing direkt mit hinein und setzte die Kartoffeln in Salzwasser auf.
Grüne Bohnen und Rosenkohl hatte ich nacheinander bissfest gegart und kalt abgebraust, um die Farbe zu erhalten. Die Bohnen waren auch scghon mit Bacon umwickelt und warteten auf ihren Einsatz im Airfryer (um den Bacon knusprig zu machen und das Gemüse wieder zu erwärmen. Das zweite hat geklappt, aber der Bacon hatte nicht genug Zeit um knusprig zu werden.
Die Gravy
Zuerst ein Stück Butter mit einer fein gewiegten Schalotte aufschäumen, etwas Mehl dazugeben, kurz anschwitzen, dann 1/2cm Tomatenmark mitanschwitzen, dann mit einem Schluck Weisswein löschen, mit der Brühe soweit auffüllen, dass sie nicht weiter andickt. Einreduzieren. Mir war die Gravy da noch zu hell, also holte ich kurz das Fleisch heraus und der Gravy einige Kellen der brauneren Sauce vom Fleisch. Dabei drehte ich den Oberschenkel wieder mit der Hautseite nach oben.
Nachdem die Kartoffeln soweit waren, gab es für sie Muskat, Milch Salz, Pfeffer und fein gehackte Petersilie. Dann pürierte ich sie mit einem Kartoffelstampfer.
Dann musste ich nur noch anrichten, die Preiselbeeren dazugeben und die Fotos machen. Es war etwas aufwendiger, hat sich aber gelohnt. Ich glaube ich kann bis Sonntag davon leben 🙂



